Hansestädte – Der Bund der Hanse
Hansestädte waren früher Mitglieder der Kaufmannshanse oder Städtehanse. Im Mittelalter nannten sich zur Blütezeit der Hanse bis zu 200 Orte in Nordeuropa Hansestadt. Heute tragen 27 deutsche Städte das „H“ für Hansestadt vor ihrem Kfz-Nummernschild. In der neu gegründeten Hanse der Neuzeit sind wieder 192 Hansestädte aus Europa organisiert.
Was war die erste Hansestadt?
Die erste Hansestadt war die 1143 gegründete Stadt Lübeck am Lauf der Trave. Sie war die erste sichere Ostseestadt und wurde später sogar als „Mutter der Hanse“ bezeichnet. Inoffiziell galt sie auch als Hauptstadt der Hanse. Ein Titel den sie durch wirtschaftlichen Weitblick und Führungsaufgaben bei militärischen Auseinandersetzungen erlangt. So zum Beispiel beim ersten und zweiten Waldemarkrieg gegen Dänemark.
Wie wurde man damals Hansestadt?
Die Mitgliedschaft in der Hanse bedurfte regelmäßiger Beitragszahlungen. Diesen Beitrag nannte man „Hanse“ (auch „hense“ beziehungsweise „henze„). Doch für sein Geld bekam man auch etwas. Die Hanse sorgte für Sicherheit durch gemeinsame Fahrten, einheitliche Maße und Gewichte, eine Handelsprivilegien, militärische Stärke, Steuerfreiheiten und ein breites Netzwerk. Doch Beitrittsverträge oder Satzungen suchte man beim Organ der Hanse, dem Hansetag vergeblich. So ist es auch heute noch schwer nachvollziehbar, welche Stadt wann genau Mitglied der Hanse war.
Wie viele Hansestädte gab es?
In der Blütezeit der Hanse zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert gab es rund 200 Hansestädte. Der Großteil waren jedoch Binnenstädte im heutigen Nordrhein-Westfalen sowie Ost- und Norddeutschland. Zahlreiche andere Orte lagen an den Küsten vom heutigen Polen, Estland, Litauen, Russland, Schweden, Norwegen, England sowie den Niederlanden und Belgien.
Backstein – Der Baustoff der Hanse
Viele Städte der Hanse verbindet ein gemeinsamer Baustoff – Der Backstein. Da es in den meisten Regionen kaum natürliche Steinvorkommen zum Bau von Häusern gab, suchte man nach Alternativen. Durch die reichlich vorhandenen Tonvorkommen entwickelt sich die Kunst des Bauens mit Backstein. Der gebannte Baustoff war günstig, belastbar und ließ sich in beliebiege Formen bringen. Er verlieh den Hansestädten ihren unvergleichlichen Charakter. Herrlich rot leuchten die Ziegel im Glanz der Abendsonne.
Freie und Hansestädte
Hamburg, Lübeck und Bremen tragen auch heute noch die Zusätze „Freie und Hansestadt„. Bis jetzt ist der besondere politische Status der beiden deutschen Stadtstaaten und Hansestädte Hamburg und Bremen eine Folge des Spätmittelalters. Als reichsfreie oder „freie“ regierten sich diese Städte selber und unterstanden keinem örtlichen Herrscher sondern nur dem Kaiser selbst. Später im Deutschen Kaiserreich von 1871-1918 agierten die Hansestädte als Stadtrepubliken wie einst das mächtige Venedig.
Wie viele Hansestädte in Deutschland gibt es heute?
Bis zur deutsch deutschen Wiedervereinigung waren nur Lübeck, Hamburg und Bremen offizielle Hansestädte. Nach und nach kamen dann weitere hinzu, so dass heute wieder 27 Hansestädte in Deutschland den Buchstaben „H“ vor dem Namenskürzel auf dem KFZ-Kennzeichen tragen. So trägt Hamburg als zweitgrößte Stadt in Deutschland das Kennzeichen „HH“ statt „H„. Dadurch war der Buchstabe „H“ frei für das Nummernschild der kleinere Stadt Hannover.
Mitgliedschaft in der Hanse
Damals war die Mitgliedschaft in der Hanse für eine Stadt zwar nicht kostenfrei, bot aber dennoch viele Vorteile und Privilegien. Das Wort „Privileg“ stammt übrigens vom lateinischen Wort „privilegium“ für „Vorrecht„. Die Handelsprivilegien mussten oft teuer erkauft, Beamte bestochen und Kriege finanziert werden, wenn feindliche Mächte den Hansestädten entgegentreten.
Die Vorteile als Mitglied der Hanse waren:
- Monopole auf einzelne Handelswaren
- Einheitlicher Schriftverkehr und Seerecht
- Schutz durch gemeinsame Fahrten
- Militärische Stärke der Hanse
- Einheitliche Maße und Gewichte
- Zollfreiheit und Steuerfreiheit
- Händlerschutz im Ausland vor Willkür und Gesetzesverstößen
Niedergang der Hanse
In ihre Blütezeit erreichte der Bund bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts. Ab dann war das Wirtschaftsbündnis vom Niedergang betroffen. Piraten wie der berühmte Klaus Störtebeker in der Nordsee und Ostsee, die Verlagerung des Handels auf das Mittelmeer, die Entdeckung von Amerika waren Gründe. Aber auch die Entstehung eines weltweiten Seehandels, die Eingriffe der Fürsten und die Stärkung der Monarchien ließen die Bedeutung der Hanse stark zurückgehen. Mit dem Dreißigjährigen Krieg war die Hanse praktisch verschwunden. Der letzte Hansetag fand 1669 statt.
Die heutige Hanse
In den 80ger Jahren fanden sich die einstigen neu Hansestädte zusammen und gründeten die „Hanse der Neuzeit„. Der neue Bund umfasst mittlerweile stolze 192 Städte, die einen jährlichen Hansetag jeweils in einer anderen Stadt durchführen. Der erste Hansetag der Neuzeit fand 1980 in Zwolle (Niederlande) statt. Die Tätigkeit umfasst Wahrung und Pflege von Traditionen, Netzwerkförderung und in der Förderung des Tourismus. Der Sitz des weltweit größten und freiwilligen Städtenetzwerk liegt im Rathaus von Lübeck.
Um Mitglied in der Hanse der Neuzeit zu werden, muss eine Stadt folgende Voraussetzungen erfüllen:
- Sie muss im Mittelalter bereits eine Hansestadt gewesen sein
- Sie sollte früher der Hanse zugewandt sein
- Alternativ sollte sich ein Kontor oder eine Faktorei gehabt haben