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Stecknitzkanal – Der Bau des ersten Wasserscheiden-Kanals Europas

Der Stecknitzkanal oder „Stecknitz Delvenau Kanal“ diente im Mittelalter dem Transport von Salz aus Lüneburg per Schiff nach Lübeck. Der eigentliche Kanal begann in Lauenburg an der Elbe und endete in Lübeck. Zwischen den Flüssen Delvenau und Stecknitz ließ man hierzu „De Nyge Graven“ mit vielen Schleusen anlegen.

Salz wird zum begehrten Handelsgut

Seit dem 12. Jahrhundert erlebte der Handel auf Nord- und Ostsee eine erste Blütezeit. Eines der begehrtesten Handelsgüter war Salz, mit dem Lebensmittel wie Fleisch und Fisch haltbar gemacht werden konnten. Norddeutschland wird von große Salzadern unter der Erde durchzogen. Besonders leicht ließ sich jedoch das weiße Gold immer schon in Lüneburg herstellen, da hier eine Salz-Ader nahe der Oberfläche verläuft. Die dortige Saline, machte die Hansestadt reich und wohlhabend. Die Geschichte der hunderte Jahre alten Salzförderung in Lüneburg, kann man sich im großartigen Salzmuseum der Stadt ansehen.

Der Salztransport war lang und mühevoll

Vor dem Bau des Stecknitz-Kanal musste das Salz auf Ochsenkarren über Land auf der historischen Salzstraße nach Lübeck transportiert werden. Von dort aus gelangte es per Schiff (z. B. Kogge) zu Zielen im gesamten Ostseeraum. Ein anderer Weg war der per Schiff über den Fluss Ilmenau in Lüneburg bis zur Elbe. Für die Weiterfahrt musste man die gefährliche Nordsee passieren oder den Öresund zwischen Schweden und Dänemark zur Ostsee durchfahren. Gegenüber dem Landweg bedeutete dies einen Umweg von 200 Seemeilen. Dennoch war der Transport per Schiff interessanter als der über Land, da so mehr Waren befördert werden konnten. Ein anderer Grund für den Bau des Kanal war der weitaus sichere Transport per Schiff. Denn häufig kam es auf der Alten Salzstraße zu Überfällen bei dem viel Salz verloren ging. Die Sicherung durch Soldaten macht den Landweg noch teurerer.

Der Bau des Stecknitzkanal beginnt

Im Jahre 1390 einigten sich die beiden Hansestädte Lüneburg und Lübeck zusammen mit Herzog Erich IV. von Lauenburg. Es sah den Bau eines 93 Kilometer langen Kanals zwischen Elbe und Ostsee vor. Der Stecknitz Delvenau Kanal verlief zwischen Lauenburg an der Elbe über den Fluß Delvenau bis südlich von Mölln, dann per Kanal Richtung Mölln und von dort an über den Fluss Stecknitz zur Trave nach Lübeck. Die eigentliche Bauleistung war die Durchschneidung des 11 Meter hohen Höhenrücken südlich von Mölln per Kanal und Schleusen.

   

Der erste Wasserscheiden-Kanal in Europa entstand

Der Kanal war der erste Wasserscheiden-Kanal in Europa. Er überwand die Einzugsgrenze zwischen den Flüssen Schlei/Trave und Elbe mittels 17 Stauschleusen. Die Palmschleuse in Lauenburg ist noch ein Relikt aus dieser Zeit. Die Wasserscheide befand sich genau auf einem 10 Kilometer langen, eiszeitlichen Höhenrücken südlich der Till Eulenspiegel Stadt Mölln. Dort zwischen der nach Süden fließenden Delvenau und der nach Norden ziehenden Stecknitz entstand der Kanal. Acht Jahre nach dem Baubeginn war es schließlich soweit, die alte Salzstraße hatte ausgedient. Das erste Schiff brachten nach fünfwöchiger Fahrt Salz in die Lübecker Salzspeicher am Holstentor (1398).

„Die eigentliche Bauleistung war die Überwindung des eiszeitlichen Höhenrücken südlich von Mölln per Kanal – De Nyge Graven.“

 


   
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Die Stecknitzfahrer

Stecknitzfahrer wurden die Schiffer genannt, die Salz auf dem Kanal transportierten. Zunächst wurde das Salz in der Saline Lüneburg für den Transport fertig gemacht. Im Hafen der Stadt verlud ein Holzkran (heute noch vorhanden) die Salzfässer auf Ewer- und Prahm-Holzschiffe. Diese Schiffe konnten 10-15 Wagenladungen aufnehmen und machten die Fahrt somit wirtschaftlicher als den Transport auf dem Landweg. Gegen den Strom musste das Schiff jedoch per Hand oder Pferd gegen den Strom gezogen (getreidelt) werden. Um das Jahr 1500 befuhren bereits 1.000 Schiffe jährlich den Kanal und brachten Jahr um Jahr 19.000 Tonnen Salz nach Lübeck. Durch den Bau des Kanal wurde die Fahrt auf drei bis vier Wochen verkürzt und machte Salz erst zu einem Massengut. Insgesamt dauerte die Fahrt über den Kanal 5 Wochen.

Stationen des Salztransport

  • Verladung des Salz aus der Saline Lüneburg in Fässer. Per Holzkran im Hafen von Lüneburg wurden diese auf Ewer Schiffe verladen.
  • Fahrt auf der Ilmenau Richtung Norden bis zur Elbe und von dort aus in den Hafen der Schifferstadt Lauenburg.
  • Umladung der Salzfässer auf kleinere Schiffe, den sogenannten Stecknitz-Känen.
  • Fahrt der Käne Richtung Norden auf dem Fluss Delvenau. Per Holzstange musste man die Lastkäne staken oder per Pferd oder Muskelkraft an Seilen ziehen (treideln).
  • Fahrt nach Mölln über mehrere Schleusen, um den eiszeitlichen Höhenrücken zu überwinden.
  • Weiterfahrt über den Fluss Stecknitz.
  • Ankunft in Lübeck und Verladung der Salzfässer in die Lagerhäuser.
  • Weitertransport des Salz per Kogge über die Ostsee zu Käufern in anderen Städten der Hanse.

Stationen der 5 Wöchigen Fahrt in Bildern

Verlauf des Stecknitzkanal auf der Karte:

Rücktransport mit anderen Gütern

Auf dem Rückweg nahmen die Stecknitzfahrer Güter wie Getreide, Felle, Heringe, Asche, Holz und andere Güter mit nach Lüneburg. Stecknitzfahrer wurden von lübischen Kaufleuten meist in Lauenburg rekrutiert und durften gegenüber ihren Auftraggebern nur ein Schiff besitzen. Hierdurch blieb die Abhängigkeit der Fahrer bestehen und die Salz Kaufleute wurde mit der Zeit immer wohlhabender.

Erstaunliche 500 Jahre blieb der Stecknitzkanal in Betrieb

Der Stecknitzkanal blieb erstaunliche 500 Jahr in Betrieb und wurde laufend verbessert und instand gehalten. So mussten u. a. die hölzernen Schleusentore häufig erneuert werden. Anfangs handelte es sich nur um einfache, an einer Seite geschlossene Stauschleusen. Die Fahrer mussten hierbei an jeder Schleuse so lange warten, bis das Wasser zur Weiterfahrt wieder hoch genug aufgestaut worden war. Darum ließ man sich bereits vor dem Bau des Kanals von Herzog Albert IV. vertraglich zusichern, genug Wasser zwischen April und August in Mölln zu speichern, damit Schiffe von dort problemlos nach Lübeck gelangen konnten. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Wasserweg durch den größeren und gerade verlaufenden Elbe-Lübeck-Kanal abgelöst. Zudem stellten Kaufleute aus Holland mit der Zeit günstigeres Meersalz her und überschwemmten damit den Markt. In Lauenburg befindet sich noch heute mit der Palmschleuse ein historisches Überbleibsel von 1724.

Stationen der 5 Wöchigen Fahrt in Bildern

Elbe-Lübeck-Kanal – Der Nachfolger des Stecknitzkanal

Elbe-Lübeck-Kanal
Elbe-Lübeck-Kanal

Rund 500 Jahre blieb der Stecknitzkanal (Bauzeit von 1391 bis 1398) in Betrieb. Dann wurde der Kaiser-Wilhelm-Kanal eröffnet (1887–1895). Er verband die Nordsee mit der Ostsee und ersparte der Schifffahrt einen Umweg von und 14 Stunden Fahrtzeit. Für die Lübecker wurde Hamburg dadurch zu einem großen Konkurrenten im Ostsee-Handel. Als bald entschlossen sich die Lübecker Kaufleute zum Ausbau des alten Kanals. Mit dem Bau des Elbe-Trave-Kanal (1895–1900) entstand eine direkte Verbindung für Binnenschiffe zwischen der Elbe bei Lauenburg und den Lübecker Hafen. Heute spielt der jetzt „Elbe-Lübeck-Kanal“ leider eine wirtschaftlich geringe Bedeutung. Zu klein sind die Schleusen und Brücken als das größere Binnenschiffe mit Containern möglich wären.

Auf dieser Karte findest du den Beginn des Stecknitzkanal in Lauenburg

Quellen:

  • Elbschifffahrtsmuseum Lauenburg
  • Stadtmuseum Mölln
  • Museum im Holstentor Lübeck
  • Hansemuseum Lübeck
  • Salzmuseum Lüneburg

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Christoph Janß

Hallo ich bin Chris, Hobbyfotograf und Tourismus-Blogger aus dem schönen Hamburg. Ich habe ein Faible für Geschichte, Architektur sowie Naturaufnahmen. Folge mir auf Google Maps oder hier:
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