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Handelswaren

Backstein – Was machte den Baustoff der Hanse so besonders? Erschaffen für die Ewigkeit

Der rote Backstein gab der Hanse über Jahrhunderte Ihr Gesicht und hinterließ eindrucksvolle Bauwerke für Generationen. Mit Backstein aus Lehm konnten standfeste Mauern, hohe Kirchen und mächtige Burgen in Gebieten ohne Steinvorkommen gebaut werden. Mit der Zeit hatte sich so im Ostseeraum aus der Gotik die „Backsteingotik“ entwickelt.

Inhaltsverzeichnis

Alles begann mit dem Lehmziegel

Lehmziegel trocknen in der Sonne, Isla del Sol, Titicacasee, Bolivien
Lehmziegel trocknen in der Sonne, Isla del Sol, Titicacasee, Bolivien
Ziegel aus Lehm wurden bereits zum Bau früher Siedlungen in der Jungsteinzeit verwendet (8.000 – 10.000 vor Christus). Die ersten Ziegel wurden per Hand geformt anschließend getrocknet und waren daher unregelmäßig. Erst in Mesopotamien, im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris, konnte man um 6.300 v. Chr. die ersten gleichmäßigen Ziegel herstellen. Hierzu verwendete man Formschablonen aus Holz, die mit Lehm gefüllt wurden. Das überschüssige Material wurde abgestrichen und der Inhalt gestürzt. Anschließend wurden die Ziegel-Rohlinge dann in der Sonne getrocknet. Erst 3.000 Jahre später führt man das Brennen von Ziegel-Rohlingen in Brennöfen ein. Gegenüber (ungeformten) Wänden aus Lehm hatten Wände Lehmziegeln mehrere viele Vorteile.

Vorteile von Ziegelsteinen:

  • Man kann sie stapeln
  • Der Grundstoff Lehm ist häufig verfügbar
  • Sie sind einfach herzustellen
  • Günstig in der Herstellung
  • Sie waren leicht zu transportieren
  • Ziegelsteine sind fest und stabil
  • Man benötigt für den Bau mit Backstein keine Schalung aus Holz
  • Backstein ermöglicht es, vielerlei Bauformen zu realisieren
  • Mit einem Glasüberzug entstehen farbige Elemente auf den Ziegeln (später)
  • Der Lehm speichert Wärme
  • Lehm wirkt regulierend auf die Luftfeuchtigkeit

„Der Ziegel (auch Backstein oder Ziegelstein) ist ein künstlich aus Ton geformter und gebrannter Stein“

 

   

Was ist Lehm?

Lehmschicht in Rheda-Wiedenbrück

Lehm ist eine Mischung aus Sand, Schluff und Ton. Das Wort stammt aus dem indogermanischen „Lei“ für schleimig, glitschiger Boden. Im Vergleich zu Ton mit einer Korngröße von weniger als 2 Mikrometer, der auch für Töpferwaren verwendet wird, hat Lehm eine wesentlich größere Korngröße. Als Baustoff wurde Lehm schon in der Steinzeit verwendet. Vielerorts kommt das Material in Schichten unter der Erde vor. In Deutschland ist kein Ort weiter als 80 Kilometer von einem Lehmvorkommen entfernt.

Mager und fett

In Verbindung mit Kalk wird Lehm übrigens als Mergel bezeichnet. Verfügt der Lehm hingegen über einen hohen Bestandteil an Ton, wird er als „fett“ bezeichnet. Mit weniger Ton nennt man ihn „mager„. In Verbindung mit Wasser quillt Lehm auf und nimmt so an Volumen zu. Auf der anderen Seite führt ein geringerer Wasseranteil zu einem Schrumpfprozess. Das Foto rechts stammt von Kaspar 1892  / CC BY-SA

Der Ziegel wird zum Baustoff der Römer

Kolosseum in Rom mit Innenmauern aus Backstein
Kolosseum in Rom mit Innenmauern aus Backstein

Zur Zeit der Antike (800 bis 600 v. Chr.) war das Bauen mit Backstein in Europa noch wenig verbreitet. Erst durch die Römer gewann der Baustoff mehr und mehr an Bedeutung. Mit der Ausbreitung des Römischen Reich um 100 v. Chr. wuchs auch der Bedarf an Baumaterial sprunghaft an. In der Folge wurden überall im Reich Ziegel hergestellt. Sogar die Legionäre der Römischen Armee stellten diesen Baustoff in provisorischen Feld-Ziegeleien in ihren Legionslagern her.

Zeitgleich wird der wichtige Baustoff „Mörtel“ erfunden

Zusammen mit der Erfindung des Mörtels, ebenfalls durch die Römer, ergab sich so eine langlebige und solide Baumaterial-Kombination. Mörtel (opus caementitium) besteht übrigens aus 1 Teil Kalk sowie 3 Teile Quarz, Grauwacke, Sandstein, Tuff oder Ziegelbruchstücken. In einem zweiten Schritt wurden die damaligen Mauerwerke häufig noch verputzt. Typische römische Backstein Ziegel waren flach und dünn. Nicht selten ergänzten Sie auch die dortigen Betonbauwerke. Im Lauf der Zeit verdrängte der Backstein so den zuvor verwendeten Tuffstein bis zum Ende seiner Blütezeit im 2. Jahrhundert.

   


Motiv Rathaus Stralsund
Motiv Rathaus Stralsund

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Backstein im Mittelalter – Christliche Mönche greifen den Backstein Baustoff wieder auf

Mönche des Kloster zum Heiligen Kreuz Rostock
Mönche des Kloster zum Heiligen Kreuz Rostock

Während die Backstein-Tradition in Italien weiter gepflegt wurde, endete diese im übrigen Europa. Erst als christliche Mönche den Baustoff im 12. Jahrhundert wegen der besseren Maßhaltigkeit (geringeren Abweichung beim Bau gegenüber Naturstein) wieder aufgegriffen, erlebte der Backstein seine zweite Blütezeit. Hieraus entwickelte sich der Backstein im sogenannten „Klosterformat„. Besonders im Nord- und Ostseeraum, wo es bis auf Findlinge keine natürlichen Gesteinsvorkommen zur Baustein-Gewinnung gab, setzte sich der relativ leicht herzustellende, preiswerte und harte rote Baustoff durch. Denn hier gab es ausreichend Lehmvorkommen. Großartige Zeugnisse dieser ersten Anfänge waren der Dom zu Roskilde (1170) in Dänemark und später die Marienkirche in Lübeck (1277).

Das Klosterformat

Klassischer Backstein im Klosterformat
Klassischer Backstein im Klosterformat

Als Klosterformat wird ein Ziegelformat bezeichnet, welches vermutlich im 12. Jahrhundert von Mönchen entwickelte wurde. Es stellte kein einheitliches Format dar und konnte in seinen Maßen variieren.

Backsteine im Klosterformat war das bevorzugte Ziegelformat des Mittelalters. Verwendet wurde diese Ziegel jedoch von der Romanik, der Backsteingotik hin zur Backsteinrenaissance.

Maße von Backsteinen im Klosterformat:

  • Länge: 28-30 cm
  • Breite: 14-15 cm
  • Höhe: 9-10 cm

 

So wurde Backstein im Mittelalter hergestellt

Der Ziegler
Der Ziegler. Bildnachweis / Picture source: Hans Sachs: Eygentliche Beschreibung Aller Stände auff Erden, Frankfurt am Main (1568) fol. 91r, Sächsische Landesbibliothek Dresden, http://digital.slub-dresden.de/id278811973

Traditionell wurden Ziegel aus Lehm (Mischung aus Sand, Schluff und Ton) oder Ton (Minerale / Schichtsilikate) und Wasser hergestellt. Mehrmals wurde der Lehm/Ton mit Wasser versetzt (gemaukt/gesumpft) und wieder getrocknet (gesommert), um Gase entweichen zu lassen. Fallweise fügte man noch Sand hinzu und gab die Masse in einen Formrahmen (Ziegelmodell) der oben offen war. Überschüssiges Material wurde abgestrichen und die Form gestürzt und die Ziegel Rohling dann mehrere Wochen luftgetrocknet.

Anschließend schichtete man die lederharten Rohlinge abwechselnd mit Holzkohle auf und bedeckte diese dann mit Lehm und Bruchziegeln zu einem sogenannte Meiler (Feldbrandofen). Der Brennvorgang nahm ca. 14 Tage in Anspruch. Insgesamt waren die Ziegel jedoch nur 3 Tage direkt Temperaturen von 600-900 Grad ausgesetzt. Die restliche Zeit diente zum Aufwärmen und Abkühlen. Nur 30 % der fertigen Ziegel waren von guter Qualität. Weitere 30 % mangelhaft und der Rest Ausschuss!

Härtegrade von Backsteinen

Ab dem 14. Jahrhundert produzierte man vermehrt in den aufkommenden Ziegelwerken. Diese verfügten über größere Öfen, deren Brennkammer oft mit Kalkstein ausgemauert war. Dies führte zu einem kontrollierten Herstellungsprozess unter gleichbleibenden Bedingungen. Temperaturen konnten erhöht werden und somit Ziegel heißer brennen. So ließ sich die Produktion entscheidend erhöhen und der Ausschuss konnte verringert werden. Die so gewonnen Ziegel waren so hart, dass in den Hansestädten sogar Stadtmauer, Türme und Burgen aus ihnen errichtet. Ein schönes Zeugnis ist die Marienburg in Polen aus dem 13. Jahrhundert. Sie wurde komplett aus Backstein errichtet.

Türme und Stadtmauern aus Backstein

 

Je nach Härtungs Methode unterscheidet man Ziegel in:

  • Luftgetrocknete Ziegel – (Adoben oder Lehmziegel). Geringe Belastbarkeit von nur 150 kg/cm². Beispielsweise in wärmeren Regionen Afrikas verwendet.
  • Gebrannten Ziegel – Bei 800 – 1100 Grad im Brennofen gebrannt und langfristig verfestigt, jedoch nicht sonderlich witterungsbeständig. Mittlere Belastbarkeit von 250 kg/cm². Verwendung für Innenwände die zusätzlich verputzt werden.
  • Ziegel hart gebrannt – Bei 1200 Grad (Klinker und Dachziegel) gebrannt. Leichter und witterungsbeständiger Stein durch geschlossene Poren. Hohe Belastbarkeit von 500 kg/cm². Verwendung für Außenwände und Pflaster.

Buchempfehlungen:

Übersicht der wichtigsten Begriffe zu Backstein, Ziegel und Co.:

  • Ziegel – Lehmziegel, Dachziegel oder Adobe in Quaderform. In Süddeutschland sowie der Schweiz versteht man übrigens unter einem Ziegel nur Dachziegel.
  • Backstein – Den einfachen Backstein aus Lehm brennt oder backt man bei 900 Grad in Ziegeleien. Er ist jedoch offenporig und nicht sehr witterungsbeständig, so dass er häufig nur in Innenwänden zum Einsatz kommt. Die Wände lässt man dann noch zusätzlich verputzen. Besteht der Backstein jedoch aus Ton, so ist es möglich ihn heißer zu brennen. Hierdurch ist er umso härter, leichter und beständiger. In Süddeutschland sowie der Schweiz versteht man übrigens unter einem Backstein einen Mauerziegel.
  • Klinker – Klinker besteht aus Feldspat sowie weiß- oder rot brennenden Tonmaterial (blauer Ton, reich an Alumosilikat). Nachdem man ihn bei 1200 Grad gebrannt hat, ist er extrem hart sowie witterungsbeständig.

Weitere Fachbegriffe:

  • Terrakotta – Unglasierte keramische Produkte aus einfachem Ton. Häufig in Form dekorativer Schmuckelemente an Gebäudefassaden.
  • Mauerwerk – Einfache gebrannte Ziegel und Mörtel (Kalk und Zement).
  • Blend Ziegel – Aus optischen Gründen vorgesetzte, nicht tragende, Vorsatzschale des zweischaligen Mauerwerks. Auch Oberbegriff für frostsichere Steine (Verblender, Klinker, Riemchen). Viele Haus- und Villen-Fassaden aus dem 19. Jahrhundert wurden mit Blend Ziegeln errichtet. Häufig anzufinden in Berlin, Leipzig, Halle und Dresden.
  • Sonderziegel – Beispielsweise tragende Loch- oder Hohlziegel (z. B. von Poroton) mit Löchern zur Gewichtsreduzierung und Wärmedämmung. Bereits von den Römern zur Warmluftverteilung eingesetzt.
  • Glasur – Oberflächenveredelung die den Klinker ein glattes, farbiges Äußeres verleiht. Hierzu werden die Backstein-Rohlinge vor dem Brennen mit einem Schlicker überzogen der kleine Mengen Ton und gemahlenes Glas (Glasurfritten) enthält. Beim anschließenden Scharfbrand bei 1.280 Grad geht die Glasur eine unlösliche, geschlossene und glasartige Verbindung mit dem Klinker ein, die in der Sonne farbig glänzt.
  • Klosterformat – Für den Bau repräsentativer Gebäude setzten sich Ziegel im so genannte Klosterformat (28×15×9 cm bis 30×14×10 cm und einer durchschnittlichen 1,5 cm Fuge) durch.
  • Ornament – Dekoratives, sich wiederholendes, abstraktes Muster an Gebäuden (von lat ornare „zieren„, „schmücken„).
  • Fries – Lineares, häufig waagerechtes Stilelement aus Ornamenten.
  • Formstein – Ist ein Backstein, der eine besondere Form aufweist, um eine spezielle Funktion zu erfüllen.

Formsteine aus Backstein

 

Backsteingotik: Blütezeit des Bauens mit Backstein

Kreuzrippengewölbe Georgenkirche Wismar
Kreuzrippengewölbe Georgenkirche Wismar

Die Blütezeit des dekorativen Bauens mit Backstein nennt man „Backsteingotik„, „Deutsche Backsteingotik“ oder „Norddeutsche Backsteingotik„. Sie ist eine Sonderform der Gotik (12. – 15. Jahrhundert) im ehemaligen Verbreitungsgebiet der Hanse (Westfalen, Nord- und Ostseeraum) sowie den Niederlanden und Flandern. Der gut verfügbare und preiswerte Backstein ermöglichte erst die enorme Wandlung von der vorangegangenen Romanik hin zur Gotik.

Wies die Romanik noch kleine Fenster und dicke Wände auf, so war die Gotik von großen und hohen Fenstern und einer leichteren Bauweise geprägt. Die Backsteingotik hatte dagegen hohe Räume, die von mächtigen Säulen getragen und mit wunderschönen Kreuzrippen-Gewölben überspannt war. Aus dieser Epoche stammen zudem sehr viele Kaufmannshäuser. Darunter finden sich viele Gebäude mit wunderschönen Stufengiebel aus dem roten Material.

Ein wichtiges Merkmal der Gotik war eine Öffnung der Außenwände durch Fenster sowie eine Reduzierung der Wandstärken und des Gewölbe-Umfangs auf ein Minimum

 

Bedeutende Gebäude der Stilepoche Backsteingotik

In der Folge ging man auch dazu über, große geschlossene Wände in Kirchen einzureißen und mit hohen Fenster versehen. Diese wurden dann mit hohen Fenster ausgestattet und mit bunten Fensterglas versehen, so dass viel Licht in die Innenräume fiel. Der charakteristischer Baustil, der von Materialreduktion geprägt war, schuf Bauten, die wuchtig und von monumentaler Größe waren, zugleich aber von schlichter Eleganz. Man orientierte sich insbesondere an den Kathedralen Frankreichs, jedoch ohne deren graziles Äußeres zu übernehmen. Bedeutende Gebäude dieser Stilepoche sind die Marienkirche in Lübeck mit dem höchsten Backsteingewölbe der Welt, das Holstentor, das Rathaus von Brandenburg an der Havel sowie das Rathaus in Stralsund. Im 16. Jahrhundert ging die Backsteingotik schließlich in die folgende „Backsteinrenaissance“ über.

Bedeutende Gebäude der Backsteingotik

Backstein als Schmuckelement

Wiederkehrende Muster, sogenannt Ornamente, schmückten die Gebäude-Fassaden ebenso wie glasierte, farbige Ziegel. Oberflächenveredelung die den Klinker ein glattes, farbiges Äußeres verleiht. Hierzu überzieht man die Backstein-Rohlinge vor dem Brennen mit einem Schlicker, der kleine Mengen Ton und gemahlenes Glas (Glasurfritten) enthält. Beim anschließenden Scharfbrand bei 1280 Grad geht die Glasur eine unlösliche, geschlossene und glasartige Verbindung mit dem Klinker ein, die in der Sonne farbig glänzt.

Glasierte Backsteine Fries mit Ornamenten Nikolai Kirche Wismar
Glasierte Backsteine Fries mit Ornamenten Nikolai Kirche Wismar

Glasierte Backsteine Fries mit Ornamenten Nikolai Kirche Wismar

„Glasur ist eine Oberflächenveredelung auf Backsteinen. Das Glas schmilzt beim Brennvorgang und verleiht dem Backstein eine farbige und glatte Oberfläche. Die Farbtöne reichen von braun, blau hin zu grün.“

Europäische Route der Backsteingotik

Doberaner Münster ist Teil der Route
Doberaner Münster ist Teil der Route

Die Europäische Route der Backsteingotik ist ein Verein, in dem sich Städte und Regionen in Deutschland, Polen und Dänemark zusammengeschlossen haben. Viele dieser Mitgliedsstädte verfügen über reichlich Gebäuden aus der Backsteingotik. Hierzu zählen Kirchen, Rathäuser, Befestigungen, Klöster und Bürgerhäuser. Wissenswertes zum damals neuen Baustoff Backstein findet man auch im Hansemuseum in Lübeck.

Der Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, Gebäude aus dieser Epoche bekannter zu machen und ihren Erhalt zu sichern. Auf verschiedenen Routen des Vereins lassen sich so schöne Ausflüge und Reisen mit herrlichen Zielen zu Backsteingebäuden erkunden. Hervorgegangen ist der Verein auf Initiative der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und dessen Begründer Gottfried Kiesow.

Karte der Europäischen Route der Backsteingotik
Karte der Europäischen Route der Backsteingotik

Backsteinrenaissance

Die Backsteinrenaissance setzt den im Hochmittelalter begonnenen Backsteinbau in der Nordhälfte Europas fort. Im Vergleich zur „Backsteingotik“ ist der Begriff „Backsteinrenaissance“ nicht so etabliert. Der Übergang von der Gotik zur Renaissance variiert regional. Manchmal bleiben gewohnte Proportionen erhalten, jedoch werden gotische Zierformen durch antike Baukunstzitate ersetzt. Volutengiebel werden typisch für die Renaissance. Der Wechsel zur Renaissance erfolgt unterschiedlich, manchmal mit Beibehaltung gotischer Formen, manchmal ohne klaren antiken Bezug. Eine deutlichere Abgrenzung erfolgt in der Übergangsphase zum Barock.

Beispiele für Gebäude aus der Backsteinrenaissance

Beispiele für die Backsteinrenaissance sind Bauwerke von Statius von Düren in Lübeck und der Schlossumbau in Schwerin. Die Niederlande, bereits in der Backsteingotik bedeutend, werden zur Vorbildregion des Backsteinbaus durch wirtschaftlichen Aufschwung in der Renaissance. Der Norddeutscher Backsteinbau orientierte sich stark an der „Niederländischen Renaissance“ (auch „Nordische Renaissance“ genannt). Beispiele hierfür sind das Schloss Reinbek bei Hamburg und Friedrichstadt in Schleswig-Holstein, gegründet von niederländischen Auswanderern. Eine Variante im Raum des Fluss Weser ist die „Weserrenaissance“.

Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Rathaus Bremen

Rathaus Bremen
Rathaus Bremen

Backstein Neugotik unter Conrad Wilhelm Hase

Conrad Wilhelm Hase (1818-1902) war ein renommierter deutscher Architekt und eine Schlüsselfigur der Neugotik im 19. Jahrhundert. Besonders bekannt wurde er durch seine Restaurierungsarbeiten an mittelalterlichen Kirchen und seinen Beitrag zum Entwurf neugotischer Gebäude.

Geboren in Einbeck, Deutschland, absolvierte Hase ein Architekturstudium in Hannover. Er entwickelte sich zu einem bedeutenden Verfechter der neugotischen Architektur, die sich an mittelalterlichen gotischen Baustilen orientierte. Hases Engagement erstreckte sich über zahlreiche Restaurierungsprojekte, bei denen er gotische Kirchen und Gebäude wiederherstellte oder rekonstruierte. Seine Arbeit trug maßgeblich zur Wiederbelebung des Interesses an der Gotik im 19. Jahrhundert bei.

„Putz ist Lüge“ – Zitat von Hase für eine Arbeit mit frei sichtbaren Backstein auch als Stilmittel

 

Zusätzlich zu seiner praktischen Tätigkeit als Architekt lehrte Conrad Wilhelm Hase als Professor für Architektur an der Technischen Hochschule Hannover. Durch seine Lehrtätigkeit prägte er eine Generation von Architekten und trug dazu bei, den Einfluss der Neugotik in der Architekturgeschichte zu festigen. Sein Erbe besteht in einem bedeutenden Beitrag zur Wiederbelebung gotischer Elemente im 19. Jahrhundert sowie in seiner Rolle als Lehrer und Mentor für nachfolgende Generationen von Architekten.

Der Backsteinexpressionismus

Der Backsteinexpressionismus, auch als expressionistischer Backsteinbau oder expressionistische Backsteinarchitektur bezeichnet, war eine Strömung in der Architektur, die während der Zeit des Expressionismus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland aufkam. Diese Stilrichtung zeichnete sich durch die Verwendung von Backsteinen als Hauptbaumaterial aus und war Teil der allgemeinen expressionistischen Bewegung, die sich in verschiedenen künstlerischen Disziplinen manifestierte.

Charakteristisch für den Backsteinexpressionismus waren markante Formen, ungewöhnliche Winkelanordnungen, asymmetrische Designs und eine expressive Verwendung von Formen und Linien. Die Architekten dieser Strömung suchten nach Ausdruck und Individualität in ihren Entwürfen, und der Einsatz von Backsteinen verlieh den Gebäuden eine rustikale, handwerkliche Ästhetik.

Bekannte Beispiele für den Backsteinexpressionismus sind das Chilehaus in Hamburg, das Rathaus von Wilhelmshaven, die Holstentorhalle in Lübeck, der Borsigturm in Berlin Tegel. Das Chilehaus hatte der Architekt Fritz Höger entworfen, die Bauzeit lag zwischen den Jahren 1922 und 1924. Es verkörpert viele der charakteristischen Merkmale dieses architektonischen Stils. Der Backsteinexpressionismus war vor allem in Deutschland verbreitet und hatte seinen Höhepunkt in den 1920er Jahren. Er beeinflusste jedoch auch andere Länder und Regionen und hatte Einfluss auf die Architektur des frühen 20. Jahrhunderts.

Diese Gebäude wurden im Stil des Backsteinexpressionismus errichtet

Christoph Janß

Hallo, ich bin Chris, Tourismus Blogger und Hobbyfotograf aus dem schönen Hamburg. Ich habe ein Faible für Geschichte, Architektur sowie Naturaufnahmen. Als Freelancer und Marketer helfe ich Kunden bei ihrem Marketing.
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